Pressemitteilungen des VFF | Verband der Fährschifffahrt

Hamburg, Juni 2018 – Nach Jahren der Flaute bei Schiffsneubauten rollt jetzt eine Verjüngungswelle auf die europäischen Fährflotten zu. Mindestens 25 Schiffstaufen stehen für die kommenden drei Jahre in den Terminkalendern der Fährreedereien, teilt der Branchenverband VFF aktuell mit. Die im Verband der Fährschifffahrt und Fährtouristik (VFF) organisierten Unternehmen investieren bis 2021 rund 2,6 Milliarden Euro in neue Schiffe mit einer Tonnage von über 1 Million GT. Das entspricht einer Beförderungskapazität von 35.600 Passagieren sowie 66.000 Lademetern für Pkw und Fracht. Über diese fest georderten Fähren hinaus stehen Optionen für acht weitere Neubauten in den Büchern mit einer Gesamt-Tonnage von rund 450.000 GT.

Allein Stena Line hat sechs neue Schiffe geordert, die zwischen 2019 und 2021 ausgeliefert werden sollen und in der Irischen See bzw. in Charter für andere Gesellschaften auf der Nordsee zum Einsatz kommen; dazu bestehen Optionen für zwei weitere Neubauten. Zwischen Großbritannien und Irland soll ab 2020 auch der aktuell größte Neubau verkehren, die neue RoPax-Fähre der Irish Ferries mit 67.300 GT und stolzen 5.600 Lademetern. Große Pläne haben auch Moby Lines und Grande Navi Veloci im Mittelmeer. Beide Reedereien haben je zwei Fähr-Giganten mit 64.000 GT geordert sowie je zwei Optionen in gleicher Größenordnung vereinbart.

Auch in deutschen Häfen wird man bald neue Fähren sichten können: DFDS hat für die Route Kiel–Klaipeda zwei 55.000-Tonner bestellt und zwei zusätzliche optioniert. Mindestens eine weitere Reederei verhandelt derzeit über kräftige Kapazitätserweiterungen auf der Ostsee. Und innerdeutsch verkehrt seit wenigen Wochen ein neuer Katamaran zwischen Hamburg, Cuxhaven und Helgoland.

Die großen Gewinner des Neubau-Booms sind chinesische Werften; sie punkten sowohl im Preiskampf als auch mit den nötigen Kapazitäten. Die meisten europäischen Werften sind derweil auf Jahre hinaus mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen ausgelastet. Einzige Ausnahme: die Flensburger Schiffbaugesellschaft, die sich ein Sahnestück vom Fährvolumen gesichert hat und bis 2020 u. a. den Fährriesen für Irish Ferries baut.

Generell wachsen die Schiffe und Beförderungskapazitäten in immer größeren Dimensionen, wobei die Fracht gegenüber der Passage überall an Bedeutung gewinnt – außer auf der Ostsee zwischen Schweden und Finnland: Hier bringt Viking Line ab 2020 eine neue Kreuzfahrt-Fähre zum Einsatz mit beachtlichen 2.800 Passagierplätzen bei vergleichsweise kurzer Ladekapazität von nur 1.500 Metern. Der zollfreie Einkauf an Bord sowie die Begeisterung gerade skandinavischer Urlauber für Schiffsrundreisen machen dieses Passage-betonte Konzept lukrativ.

Beispielgebend ist Viking Line hingegen auf technologischem Gebiet. Als Pionier neben Fjord Line und Tallink beim Antrieb mit Flüssiggas (LNG) hat die finnische Reederei den Durchbruch dieser sauberen Technologie maßgeblich befördert; zuletzt machte sie mit dem Einsatz von Windkraft auf der Großfähre „Viking Grace“ von sich reden. Auch das neue Verbandsmitglied Destination Gotland vertraut mit zwei Neubauten der LNG-Technologie. Andere Reedereien wie etwa Color Line setzen auf Hybrid-Fähren. Scandlines fährt ein eigenes Null-Emissions-Konzept unter anderem mit Hilfe von Energierückgewinnung. Allgemein ist eine rasante Entwicklung bei Energieeinsparung und Umweltentlastung zu beobachten. Sie umfasst nicht nur Antriebe, sondern auch optimierte Schiffsrümpfe oder energieeffiziente LED-Beleuchtung an Bord.

Nach der Finanz- und damit verbundenen Transportkrise vor 10 Jahren sowie der Verunsicherung durch verschärfte Abgas- und Treibstoffvorschriften insbesondere auf der Nord- und Ostsee seit 2010 hat sich die Branche mittlerweile in den meisten Märkten und Fahrgebieten wieder gut erholt, stellt der VFF fest. Positiv auf das Investitionsklima und die Neubau-Bereitschaft wirkten sich zudem die verbesserten Finanzierungskonditionen aus. „Hierzu trägt vor allem die gestiegene Zahl von Kreditgebern bei sowie diverse EU-Subventionsprogramme speziell für umweltverträgliche ‚Green Ship‘-Technologien“, erläutert der VFF-Vorsitzende Jens-Peter Berg. „Letztlich führen aber auch die günstigen Preise chinesischer Werften dazu, dass Reeder wieder verstärkt die Erneuerung und Erweiterung ihrer Tonnage wagen.“

14.06.2018 4 2301

Hamburg, Juni 2018 – Ihre Ferienzeit entspannt auf den Meeren verbringen, das wollen immer mehr Urlauber. Und relaxt von A nach B cruisen auch. Von diesem Trend profitiert besonders die Fährbranche. Mit Koffer, Seesack, Familie, Hund und Pkw oder Wohnmobil in Richtung Ferien aufbrechen, dann auf Fähren einchecken und die Annehmlichkeiten an Bord genießen – die Anreise auf Wasserstraßen gewinnt zunehmend an Attraktivität und entspricht dem Bedürfnis nach Entschleunigung. Ob über Ostsee, Nordsee oder das Mittelmeer, per Fähre kommt man schon entspannt und erfrischt in seinem Urlaubsland an.

Um genau herauszufinden, wohin die Reise in Zukunft gehen wird, was die Motive für die Wahl des Wasserwegs sind und welche Wünsche und Erwartungen Fährreise-Zielgruppen haben, hat der Verband der Fährschifffahrt und Fährtouristik (VFF) seine erste Marktforschungs-Studie* zum Thema „Das Reiseverhalten von Fähr-Urlaubern“ durchgeführt und nun veröffentlicht. Geplant ist, die Umfrage langfristig anzulegen und in den nächsten Jahren zu wiederholen.

Ferienzeit = Fährenzeit

Die Umfrage zeigt zunächst, dass Fährreisen im großen Tourismusmarkt einen sehr respektablen Platz einnehmen und dass die Nachfrage künftig sogar noch steigen wird. Für immer mehr Urlauber heißt es: Ferienzeit gleich Fährenzeit. 30 Prozent der Befragten geben an, in den letzten fünf Jahren eine Fährreise gemacht zu haben, und 49 Prozent planen in den kommenden fünf Jahren eine Reise mit der Fähre. Auch die Übernachtungen an Bord werden zunehmen: In den zurückliegenden fünf Jahren buchten noch 11 Prozent eine Passage mit Übernachtung, in den kommenden fünf Jahren soll die Zahl um weitere sieben Prozent steigen. Minikreuzfahrten auf dem Fährschiff haben sieben Prozent der Befragten gebucht, aber fast doppelt so viele (13 Prozent) wollen in den nächsten fünf Jahren eine Mini-Cruise buchen. Hier zeigt sich das überaus große Potenzial, das qualitativ hochwertige Schiffe für touristische Reisen aufweisen.

In den zurückliegenden fünf Jahren buchten 24 Mio. Fahrgäste eine Passage auf den mehr als 300 Fähren der 30 nationalen und internationalen Fährunternehmen des VFF. Sie unterhalten mehr als 200 Verbindungen mit einem gut verzweigten Streckennetz auf Ost- und Nordsee sowie in der Irischen See und im Mittelmeer.

Die Reiseziele

Welche Ziele wurden von den Befragten am stärksten gebucht? Auf Platz eins mit 43 Prozent steht Skandinavien, gefolgt von der Mittelmeerregion (30 Prozent) und Großbritannien/Irland mit 23 Prozent.

Und welche Kriterien waren ausschlaggebend für eine Buchung? Für drei Viertel der Befragten (76 Prozent) ist der Preis das Wichtigste. Über die Hälfte (59 Prozent) sagt, dass die Häfen gut erreichbar und die Buchungen (59 Prozent) einfach machbar sein müssen. Dann folgen die Kriterien Abfahrtzeiten, Route und Ausstattung des Schiffes (jeweils rund 40 Prozent).

Welche Motive bewegen Reisende, wenn sie sich für eine Fährpassage entscheiden und nicht für den Flieger oder die Bahn? 41 Prozent ist es wichtig, das eigene Fahrzeug in den Urlaub mitzunehmen. Und 30 Prozent sagen, mein Gepäck möchte ich ohne Begrenzungen und kostenfrei dabeihaben, außerdem lege ich Wert darauf, schon an Bord meinen See-Urlaub zu genießen (31 Prozent).

Die Buchungswege

Bei den Buchungen vertrauen über die Hälfte (55 Prozent) ihren Reedereien – online wie per Mail. Auch touristische Buchungs- und Reiseportale (50 Prozent) und Reisebüros (41 Prozent) genießen einen hohen Zuspruch. Ein Drittel bucht bevorzugt bei Reiseveranstaltern.

Und was bewegt Menschen, doch lieber Flieger, Pkw, Bus oder Bahn zu nehmen? Die meisten sagen, die Fährpassage passe nicht zur eigenen Route (24 Prozent), oder auch, die Fähre sei zu teuer (22 Prozent). Auch befürchtete Seeuntauglichkeit (21 Prozent) und eine vergleichsweise längere Anreise (14 Prozent) sind Gründe, die für andere Transportmittel sprechen.

*Das Marktforschungsinstitut Norstat führte im April 2018 repräsentative Online-Interviews unter 2.108 Befragten im Alter von 18 bis 74 Jahren durch.

 

 

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